Biografische gegevens Pater Damiaan

Daniel Heinz


VEUSTER, Damiaan (Jozef) de
, röm.-kath. Ordensgeistlicher u. Missionar; als »Apostel der Aussätzigen« wurde er zur Symbolfigur der modernen Leprosen-Mission. * 3.1. 1840 in Tremelo/Belgien, + 15.4. 1889 in Kalawao/Molokai (Hawaii). - Als siebtes von acht Kindern wurde der flämische Bauernsohn durch die tiefe Frömmigkeit der Mutter religiös stark geprägt.
Seine Ordensberufung war die vierte in der Familie. 1858 besuchte der manuell begabte und körperlich robuste, aber lernunwillige V. auf Wunsch des Vaters zunächst eine Handelsschule in Braine-le-Comte, um Getreidehändler zu werden. In dieser Zeit entschloß er sich, dem Beispiel seines älteren Bruders August folgend, der »Kongregation von den Heiligsten Herzen Jesu u. Mariä u. der Ewigen Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes« beizutreten, einer 1800 von Pierre Coudrin ins Leben gerufenen, strengen Ordensgemeinschaft. Die Profeß legte er 1860 im Mutterhaus des Ordens in der Pariser Picpus-Straße ab. Nachdem er 1861 seine Studien in Löwen fortgesetzt hatte, sandte man ihn 1863 anstelle seines an Typhus erkrankten Bruders als Missionar nach Hawaii, das seit 1843 ein unabhängiges Königreich darstellte. 1864 empfing er dort die Priesterweihe. - Zunächst arbeitet V. in Puna und Kohala-Hamakua (Insel Maui). Von 1873 bis zu seinem Lebensende wirkte er dann in der verwahrlosten und von der Außenwelt gänzlich isolierten Aussätzigensiedlung Kalawao (Insel Molokai). Einmal in Kalawao angekommen, durfte man nach den damals geltenden Gesundheitsvorschriften die Insel nicht mehr verlassen. - Im Durchschnitt waren zwischen 700-800 erkrankte Hawaiianer in Kalawao interniert.
Ausführlich berichtet V. von seinem Leben unter den Kranken: »Lange Zeit nächtigte ich unter einem Baum, da ich nicht mit den Aussätzigen unter einem Dach schlafen mochte. Es fiel mir sehr schwer, mich an diese Atmosphäre zu gewöhnen. Jetzt ist mein Geruchsorgan bereits abgestumpft, und es fällt mir nicht mehr schwer in die verpesteten Wohnräume einzutreten. Allerdings kommt mich doch noch hin und wieder ein Gefühl des Ekels an, besonders wenn ich die Beichte von Kranken hören muß, deren Wunden bereits voller Würmer sind. Ärzte gibt es keine hier, sie könnten im Grunde auch nicht helfen. Ein weißer Pfleger, der aussätzig ist, und ich vertreten die medizinische Fakultät. Ich darf wohl mit Paulus sagen, daß ich den Aussätzigen ein Aussätziger geworden bin, um sie für Christus zu gewinnen. Wenn ich predige, gebrauche ich daher auch die Redeform: `Wir Aussätzige'. Ich habe zahlreiche Beerdigungen vorzunehmen. Viele sind so arm, daß sie nicht das geringste besitzen zur Bestattung ihrer Toten. Wenn es meine Zeit erlaubt, mache ich Särge für diese Elenden.« (Zit. pass. nach B. Muth-Oelschner, 60-61.) V. errichtete eine Kirche, eine Schule und eine Pflegestation und widmete sich vor allem der Krankenseelsorge, die ihn nahezu völlig erschöpfte, so daß er sich oft wie eine »Lampe ohne Öl« fühlt. Konfessionsgrenzen und theol. Auseinandersetzungen lehnte V. angesichts der Todverfallenheit und der sozialen Ausgrenzung der Kranken ab. - 1882 wurde V., der sich nicht von den Kranken isolierte und keine Berührungsängste zeigte, selbst vom Aussatz befallen. Der Schwerkranke blieb bis zuletzt aktiv. So renovierte er noch einige Monate vor seinem Tod die von ihm erbaute Kirche St. Philomena. Treu zur Seite stand ihm Ira Barnes Dutton, ein zum Katholizismus konvertierter ehemaliger amerikanischer Soldat, der seit 1886 in Kalawao lebte. - V.s Lebenswerk wurde von der Kirche erst viele Jahre nach seinem Tod entsprechend gewürdigt. Sein Einsatz setzte jedoch schon zu seinen Lebzeiten viele Impulse zur weltweiten Bekämpfung der Lepra. 1936 wurden seine Gebeine nach Löwen überführt. 1994 wurde V. seliggesprochen.

Lit.: Charles J. Dutton, The Samaritans of Molokai: The Lives of Father D. and Brother Dutton among the Lepers, New York 1932; - Vital Jourdan, Pater D., der Apostel d. Aussätzigen. Ein Lebensbild nach seinen Briefen, Berichten von Zeitgenossen u. zahlreichen unveröffentl. Dokumenten, Zürich 1938; - Ewald Henseler, Pater D. Ein Lebensbild, Arnstein 1952; - Wilhelm Hünermann, Priester der Verbannten, Heidelberg 1953; - Waldemar Augustiny, Gehet hin in alle Welt. Zwei Jahrtausende christl. Mission, Gütersloh 1962, 247-260; - Leo Jammaers, D. De V., Löwen 1968; - Salvatore Cossu, Insel der Verdammten - Molokai, Düsseldorf 1969; - Gavan Daws, Holy Man: Father D. of Molokai, New York-London 1973 (dort ausführliche Bibliographie, die in den deutschen Herder-Ausgaben von 1988 u. 1994 fehlt); - Brigitte Muth-Oelschner, Wo Liebe Lepra heilte, Mödling - St. Augustin 1982; - Horst Rzepkowski, Lex. d. Mission, Graz-Köln 1992, 119; - LThK2 III, 312; - Die 1973 von der Ordensgemeinschaft erstellte »Liste der Bücher, Broschüren, Artikel usw. über den Diener Gottes P. D. De V. SS. CC.« umfaßte bereits 320 Titel.

Bron: http://www.bautz.de/bbkl/v/vbkl221a.html

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